Praxis

Geist in der Pfütze

Geist in der Pfütze

Mit kleinen Tricks lässt man Schuhe nicht nur zur Geisterstunde tanzen. Dazu sind nur zwei Fotos und ein paar Kniffe in der Bildbearbeitung nötig. Wie es genau funktioniert, erklärt der Artikel. 

Aufnahme

Die Basis für den Trick bilden zwei Fotos, die erst im Nachgang am Computer zusammengefügt werden. Die einzige Voraussetzung ist, dass beide Bilder möglichst deckungsgleich sind. Deshalb ist der Einsatz eines Stativs verpflichtend. 

Der Fotograf sucht sich zunächst eine Pfütze oder einen möglichst nassen Untergrund, der sich als spiegelnde Fläche eignet. Findet er nichts Passendes, hilft ein Eimer Wasser. Die Kamera samt Stativ wird so positioniert, dass die Schuhe am oberen Bildrand ihren Platz finden, denn die spätere Reflexion soll nach unten gerichtet sein. Nun gibt es zwei Möglichkeiten für das weitere Vorgehen: 

  1. Das Model bringt sich mit den Schuhen an den Füßen in Position und schlüpft erst für das zweite Foto aus den Latschen.
  2. Oder der Fotograf positioniert zunächst die Schuhe und das Model zieht sie erst für die zweite Aufnahme an.

Das Vorgehen kann er davon abhängig machen, was einfacher durchführbar ist. Denn die Schuhe dürfen sich zwischen dem ersten und zweiten Bild möglichst nicht verschieben. Tipp: Kommen sehr flache Slipper zum Einsatz, reicht es meist auch aus, wenn das Model sich einfach auf sie stellt. Das erspart einem die Fummelei und erhöht die Chance auf deckungsgleiche Fotos.

Doch nicht nur das Fotomodel muss sich an ein bestimmtes Vorgehen halten, auch für den Fotografen gilt:

  • Er sollte die Kamera unbedingt im manuellen Modus betreiben.
  • Der Fokus sollte auf den Schuhen liegen. 
  • Für die hier vorgestellte Bildidee ist kein weich ausgeblendeter Hintergrund, sondern eine ausgedehnte Schärfentiefe gefragt. Daher stellt man ab Blende f8 und höher ein.
  • Die Belichtungszeit muss nicht kurz sein, da sich im Bild in der Regel wenig bis nichts bewegt – außer der Wind bringt zu viel Wellen in die Pfütze. Wer auf Nummer sicher gehen will, wählt zirka 1/125 Sekunde oder weniger .
  • Die eingestellte Verschlusszeit und Blende bestimmen den ISO-Wert als dritten Faktor der Bildhelligkeit. Tipp: Die Einstellung regelt die Kamera per ISO-Automatik.

Es sollte zudem darauf geachtet werden, dass sich die Sonne nicht bei dem einem Foto hinter einer Wolke versteckt und beim nächsten wieder hervorkommt. Das führt zu großen farblichen Unterschieden im späteren Bild, die sich im Nachgang am Computer nur mühsam kompensieren lassen.

Geist in der Pfütze: Aufnahme 1
Im ersten Bild sind nur die Schuhe zu sehen. Ihre Position im Bild ist die Basis für die zweite Aufnahme.
Geist in der Pfütze: Aufnahme 2
Die zweite Aufnahme zeigt die Person in den Schuhen, die später nur als Geisterkopie in der Pfütze übrig bleibt.
Geist in der Pfütze: Resultat
Je präziser bei der Aufnahme gearbeitet wurde, umso genauer liegen später die beiden Bilder übereinander.

Nachbearbeitung

Sind beide Aufnahmen im Kasten, geht es an die digitale Nachbearbeitung.

  1. Der Anwender öffnet das erste Foto in Adobe Photoshop oder dem kostenlosen GIMP mit der Tastenkombination STRG plus O.
  2. Das zweite Foto muss nun über das erste gelegt werden. In Adobe Photoshop navigiert er dazu im Menü zum Eintrag „Datei – Platzieren“, sucht die zweite Aufnahme heraus und bestätigt mit einem Mausklick auf „Platzieren“.
    Ein GIMP-Nutzer erledigt das mit dem Befehl „Datei – Als Ebene öffnen“. Alternativ öffnet er beide Fotos im Programm. Dabei bekommt jedes einen eigenen Reiter im Hauptfenster. Nun aktiviert er in einem Foto das Auswahlwerkzeug und klickt einmal ins Bild. Dann kopiert er es mit STRG plus C, wechselt in den zweiten Reiter und fügt es dort mit STRG plus V ein. In der Ebenen-Palette erscheint ein neuer „schwebender“ Eintrag, den die Tastenkombination Umschalt plus Strg und N als Ebene hinzufügt. Die obere Ebene sollte idealerweise die Schuhe mit den Beinen darin zeigen.
  3. Nun muss die Person in der oberen Ebene ausgeblendet werden, damit die Schuhe der unteren Ebene durchscheinen und die Beine verschwinden. Dazu erstellt man in Photoshop auf der zweiten Ebene eine Ebenenmaske. Das erledigt der Befehl „Ebene – Ebenenmaske – Alle einblenden“ oder ein Mausklick in der Ebenenpalette auf das kleine viereckige Symbol mit dem weißen Punkt.
    In Gimp sind die Masken unter „Ebene – Maske – Ebenenmaske hinzufügen“ zu finden. Im darauffolgenden Dialog ist die Option „Weiß (volle Deckkraft)“ auszuwählen.
Nachbearbeitung in GIMP
Das erste Foto wird in GIMP geöffnet, dann legt man das zweite mit dem Befehl „Datei – Als Ebene öffnen“ darüber.
Nachbearbeitung in GIMP
Im nächsten Schritt wird eine Ebenenmaske erstellt, um die Person aus den Schuhen zu entfernen.

Person entfernen

Nun geht es ans Malen:

  1. Die Vordergrundfarbe muss auf Schwarz, die Hintergrundfarbe auf Weiß eingestellt sein.
  2. Aus der Werkzeugpalette ist der Pinsel erforderlich. Sofern beide Fotos mit Stativ entstanden und deckungsgleich sind, darf eine große Pinselspitze zum Einsatz kommen. 
  3. Um einen schönen Übergang zu erhalten, erhält der Pinsel noch eine geringe Härte.

Hat sich der Benutzer vermalt, stellt er die Farbe von Schwarz auf Weiß um. Damit man den Farbwechsel nicht jedes Mal über die Farbpalette erledigen muss, wechselt er mit der X-Taste der Tastatur bequem und vor allem schnell zwischen Vorder- und Hintergrundfarbe hin und her. 

Ebenenmaske
Egal ob in Photoshop oder GIMP: Das Pinselwerkzeug samt schwarzer Farbe (die nur als Radiergummi wirkt) entfernt auf der Ebenenmaske die Beine.