Praxis

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Ready for take-off

Luftaufnahmen meistern

Luftaufnahmen aus Flugzeugen heraus bieten nicht nur himmlische Freuden. Gerade in kleinen Maschinen ist es höllisch laut, eng und unbequem. Nur wer vorbereitet ist, kann die vielleicht anderthalb Stunden in ihnen voll ausschöpfen. Unsere Tipps erhöhen die Ausbeute, die man aus Ballons, Kleinflugzeugen, Zeppelinen und Hubschraubern mitnimmt.

Linienflüge

  • Linienflüge bieten denkbar schlechte Bedingungen zum Fotografieren. Die Scheiben sind klein und trüb, führen aber trotzdem zu ungewünschten Spiegelungen. Ein bisschen hilft, indem man die Frontlinse möglichst dicht an die Scheibe hält, da auf diese Weise Trübungen und Kratzer außerhalb des Schärfebereichs sind.
    Einen Trick gibt es allerdings: Gegen störende Lichtreflexe kann man ein preiswertes Zubehör basteln: den „Flect“, den Michael Courier unter www.michaelcourier.com/flect/ vorstellt (siehe FOTO HITS 12/2013). Im Wesentlichen handelt es sich um ein schwarzes Abdecktuch, das mittels Saugnäpfen an der Scheibe haftet. Durch einen Schlitz kann man bequem fotografieren. 
  • Beim Start steigt das Flugzeug rasch auf, weswegen selten schöne Fotos gelingen. Dagegen schießt man beim Landeanflug in der Schräglage oft eindrucksvolle Bilder. Es empfiehlt sich unbedingt ein Teleobjektiv, da der Flickenteppich unten selten ansprechend wirkt. 
  • Luftaufnahmen erfordern oft eine intensive Nachbearbeitung. Ein schiefer Horizont etwa ist unvermeidbar. Doch sollte man sich bereits bei der Aufnahme größte Mühe geben, ihn auszubalancieren. Dann müssen die Motive nur wenig beschnitten werden. Außerdem wirken sie umso trüber, je mehr Luft zwischen ihnen und der Frontlinse ist. Daher ist auch eine Kontrastverbesserung gefragt.
  • Der Blitz ist in dieser Situation sinnlos, er sollte ausgeschaltet werden. 
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Ein Abdecktuch verhindert unschöne Spiegelungen. Es kommt mittels Saugnäpfen an die Scheibe, durch ein Loch wird dann das Objektiv gesteckt.
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Beim An- oder Abflug steigen die Chancen, ein schönes Detail zu erwischen. Hier wurde das Schloss per Miniatureffekt scheinbar weiter geschrumpft.

Privatmaschinen

  • Die Cockpitscheibe eines Segel- oder Motorfliegers besteht häufig aus spiegelndem Acryl. Theoretisch ließe sich das Problem mit einem Polfilter vermindern. Doch schluckt er kostbares Licht und ist fummelig zu bedienen, was während eines flotten Flugs unpraktisch ist. Wer Reflexionen vermeiden will, sollte einen offenen Hubschrauber beziehungsweise ein Flugzeug oder eine Ballonfahrt mieten. 
  • Unser Leser Wolfgang Eisenlauer empfiehlt Aufnahmen aus dem Zeppelin, was etwa über die Zeppelin Luftschifftechnik in Friedrichshafen möglich ist. Die Kabine biete ihm zufolge Platz für 12 oder 13 Passagiere und hat zwei Türen: vorne rechts und hinten links. Beide haben ein Klappfenster, welches der Flugbegleiter oder die Flugbegleiterin öffnet, wenn man fragt. In dem Fall störe seiner Erfahrung nach kein Acryl-Fenster-Reflex mehr und man habe freies "Schussfeld".

    Den oben erwähnte Flect könne man am ehesten auf der Rücksitzbank anwenden. Sie befindet sich am hinteren Ende der Gondel und erlaube einen Schwenk von 180 Grad in Richtung Heck.

    "Das Beste allerdings an dieser Aktion ist, dass kein Sonnenreflex oder Tragflächen die Fotofreude stören, denn über einem befindet sich der riesige Luftschiffkörper (Rumpf) mit einem Durchmesser von 14 Metern. Man sieht ja kaum die Triebwerk beziehungsweise die Propeller. Und der Sonnenschutz nach hinten ist etwa 50 Meter lang. Sind das nicht herrliche Bedingungen für einen Flug und die dazu gehörenden Aufnahmen? Ich denke schon", sagt Eisenlauer.

Praxis-Tipps

  • Extrem wird es, wenn man sich aus einem offenen Flugzeugfenster oder aus der offenen Seite eines Helikopters herauslehnt – angeschnallt natürlich. Der Wind zerrt an jeglicher Kleidung, die lose herumflattert, weswegen sie eng anliegen sollte. Außerdem sind Fingerhandschuhe mit abgeschnittenen Kuppen anzuraten. Allerdings verbieten manche Piloten solche Aktionen, da Windgeschwindigkeiten bis etwa 300 Kilometer pro Stunde schnell eine ungesicherte Kamera aus der Hand reißen. Das gleiche gilt für eine Brille, die sich nur für Sekundenbruchteile auf der Nase hält.
  • Eine Gegenlichtblende vermindert unerwünschte Reflexionen. Allerdings verbieten sie manche Piloten, da der Fahrtwind sie schnell abreißt.
  • Sitzen die Tragflächen eines Kleinflugzeugs unten am Rumpf, gelangen sie oft störend ins Bild. Damit ein schönes Motiv trotzdem in den Kasten kommt, sollte man sich mit dem Piloten absprechen. Eventuell fliegt er bei einem zweiten Versuch eine Kurve. Die Kommunikation kann allerdings die Stimmbänder ruinieren. Falls keine Kopfhörerverbindung besteht, muss man Handzeichen ausmachen. 
  • Ein Flug ohne hochwertige Kamera bedeutet herausgeschmissenes Geld. Nur eine Bridgekamera mit langen Brennweiten oder eine Spiegelreflexkama bieten Vorteile wie schnelle Bildfolgen und hohe Abbildungsqualität. Erfahrungsgemäß sind zusätzlich zwei Objektive zu empfehlen, die Brennweiten von 50 bis 200 Millimetern und von 200 bis 500 Millimetern abdecken. Dagegen sind Weitwinkelfotos eher selten reizvoll. Das nicht benutzte Objektiv trägt man nah am Körper etwa in einer Bauchtasche oder in einem Beutel um den Hals.
  • Heißluftballons oder Segelflugzeuge liegen ruhig in der Luft. Dagegen vibrieren alle motorgetriebenen Luftfahrzeuge mehr oder minder stark. Das wirkt sich auf die erforderliche Belichtungszeit aus. Ein Teleobjektiv mit einer Brennweite von 500 Millimetern benötigt per Faustregel eine Verschlusszeit von 1/500 Sekunde. Hieraus darf man großzügig etwa 1/800 Sekunde machen.

 

 

Heißluftballon
Ungetrübte Freude an Luftaufnahmen hat man vorrangig in einem Heißluftballon.
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Falls man die seltene Erlaubnis bekommt, aus der offenen Tür heraus zu fotografieren, müssen Mensch und Zubehör gut gesichert sein.