Praxis

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Motive gekonnt zuschneiden

Durch klugen Beschnitt lässt sich die Ausdruckskraft einer Aufnahme steigern. Man lenkt den Blick des Betrachters, erzeugt Nähe und Distanz oder staffelt die einzelnen Bildebenen.

Manchmal muss in Sekunden entschieden werden, wie nah man an ein Motiv heranzoomt. Ansonsten sind ein Lächeln, Hund oder Sportauto längst aus dem Sucher entschwunden, bevor der Auslöser klickt. Glücklicherweise kann man den optimalen Bildausschnitt nachträglich bestimmen. Denn heutige digitale Kameras liefern meist so gut aufgelöste Aufnahmen, dass unbesorgt einiges entfernbar ist.

Einige Bildbeispiele auf diesen Seiten zeigen, wie eine Aufnahme durch geschickten Beschnitt eindringlicher erscheint. Der Lehrgang "Foto und Form" in der Rubrik "Praxis" führt weiter aus, wie man mit ästhetischen Regeln perfekte Fotos gestaltet. 

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Ein Foto sollte auf das Wesentliche reduziert werden. Indem nur ein Teilbereich, dieser aber sehr nah gezeigt wird, wirkt er umso intensiver.
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Nichtsdestotrotz benötigen die meisten Motive genug Luft zum Bildrand hin. Eine Ausnahme: Beispielsweise ist man entgegen klassischer Vorgaben seit einiger Zeit dazu übergegangen, Porträts auch an der Stirn zu beschneiden.
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Je nach Bewegungsrichtung lässt man mehr Raum auf der einen oder anderen Seite. Auf diese Weise lässt sich der Eindruck erwecken, das Motiv wandere ins Blickfeld oder verschwinde daraus. Ähnlich entscheidet die Blickrichtung von porträtierten Personen, wo das digitale Messer anzusetzen ist.
Wesentliches lassen, überflüssiges wegschneiden.
Man sollte klar entscheiden, was im Bild bleiben soll. Überflüssiges wie Äste oder Beine, die ins Bild ragen, sollten als erstes weggeschnitten werden. Hier etwa ist die Hauptsache „Motorrad und Dampfer“, nichts anderes.
Linienführung in Fotos
Die meisten Aufnahmen enthalten erkennbare Linien. Sie ruhen in der Waagerechten, steigen oder fallen diagonal oder werden vertikal gegliedert. Durch geschickten Beschnitt lassen sich die Linien verdeutlichen. Das Ergebnis wird dann statischer, dynamischer, leichter oder wuchtiger erscheinen.
Durch Beschnitt staffeln
Die verschiedenen Bildebenen lassen sich häufig besser staffeln, indem man eine senkrechte Bildausrichtung wählt. Im obigen Beispiel vertieft die Vertikale den Bildraum.
Goldener Schnitt
Ein wichtiges ästhetisches Prinzip ist der „Goldene Schnitt“. Er entspricht ungefähr einem Verhältnis von 3:5. Leider bieten nur wenige Bildbearbeitungsprogramme eine Orientierungshilfe an. Ansonsten muss man selbst rechnen und dann Hilfslinien aufziehen.
Gimp
Das kostenlose Bildbearbeitungsprogramm Gimp geht wie folgt vor: Zuerst erzeugt man mit dem Crop-Werkzeug eine beliebige Auswahl. In den Werkzeugeinstellungen ist das gewünschte Seitenverhältnis fixierbar. Als Maße kann man etwa 3:2, 2:3 oder 4:3 eingeben. Sinnvoll ist auch, Hilfslinien einzublenden. Zur Auswahl stehen beispielsweise "Drittelregel" oder "Goldener Schnitt".

Tipp: Verluste durch Fotolabore vermeiden

Welcher Bildausschnitt gewählt wird, legt letztendlich das Augenmaß fest. Allerdings sollte er einem festen Seitenverhältnis folgen. Dieses schreibt das Fotopapier des Labors vor, das die Resultate ausbelichtet.

  • Herkömmliches Papier für analoge Kleinbildkameras besitzt das Seitenverhältnis 3:2, das gleiche Format geben digitale Spiegelreflexkameras aus.
  • Kompaktkameras nehmen meist im Seitenverhältnis 4:3 auf.

Belichtungslabors haben sich auf die Unterschiede eingestellt: Die einen bieten Fotopapier in den passenden Proportionen an. Die anderen umgehen das Problem: Entweder beschneiden sie auftretenden Überhang oder gleichen ihn mit einem unschönen weißen Rand aus.

Ein Belichtungslabor gibt meist an, welches Verfahren es wählt. Falls es abschneidet oder einen weißen Rand hinzufügt, stutzt man eigene Aufnahmen besser selbst auf dessen Papiermaße zu. Verwendet ein Labor etwa Papiere im Verhältnis 4:3, dann sollte man ein Digitalfoto auf diese Proportionen bringen, bevor es dort belichtet wird.

Der Ausschnitt muss noch genügend Bildpunkte aufweisen, damit er nach der Ausbelichtung gut aussieht. Ob diese verkleinerte Version genügt, verrät eine einfache Gleichung: Man nimmt beispielsweise die Seitenlänge und rechnet:

(Längsseite in Pixel / Druckauflösung in dpi) × 2,54 = mögliche Länge des belichteten Fotos in Zentimetern. Dabei steht dpi für dots per inch, also Bildpunkte pro Zoll. Um diese Einheit in Zentimeter umzuwandeln, muss das Ergebnis in der Klammer mit 2,54 multipliziert werden, denn ein Zoll entspricht 2,54 Zentimeter.

Eine Druckauflösung von 300 dpi wäre recht großzügig gewählt, selbst mit 200 dpi wird man noch ansehnliche Resultate erzielen. Wenn das Foto beispielsweise 1.200 Pixel lang ist, könnte es durchaus im Format 10 mal 15 Zentimeter belichtet werden: (1.200/200) × 2,54 = 15,24.