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Bild

Videofunktion

Die Faszination des Bewegtbilds berührt auch Fotografen. Viele digitale Kompaktkameras der ausgehenden 1990er-Jahre waren daher schon mit der Funktion ausgerüstet, zusätzlich kleine Video­sequenzen aufzuzeichnen. 

„Klein“ ist dabei im Wortsinn zu verstehen, denn häufig handelte es sich um Filmaufnahmen mit 320 mal 240 Pixel, die zudem mit nur 12 oder 15 Bildern pro Sekunde aufgezeichnet wurden und damit ruckelig anzusehen waren.

Der damalige Fernsehstandard, der noch auf Röhren-TV-Geräten basierte und nichts mit hochauflösenden Flachbildschirmen zu tun hatte, entsprach damals 720 mal 576 Pixel und zeigte mit 25 Aufnahmen beziehungsweise 50 Halbbildern pro Sekunde einen flüssigen Bewegungsablauf. Entsprechende Filme ließen sich mit Camcordern auf Magnetband aufzeichnen, Profis setzten auf großvolumige Schulterkameras mit professionellen Kassettensystemen.

Initialzündung

Im Laufe der 2000er-Jahre wurde die Videofunktion der Fotokameras weiter verbessert. Immer häufiger konnten sie mit der VGA-Auflösung von 640 mal 480 Pixel und 25 beziehungsweise 30 Bildern pro Sekunde den Camcordern annähernd Konkurrenz machen. Dennoch wurde die Filmfunktion in den Fotokameras weiterhin allenfalls als origineller Zusatz angesehen, der zwar eine ganz witzige Idee, aber nicht wirklich ernst zu nehmen war.

Gegen Ende 2008 änderte sich das schlagartig mit der Vorstellung der Canon EOS 5D Mark II. Sie war die erste Vollformatsensor-SLR, die Videos in Full-HD-Auflösung von 1.920 mal 1.080 Pixel filmte.

Nur Wochen zuvor war mit der Nikon D90 die erste SLR überhaupt erschienen, die Videos aufzeichnen konnte. Sie filmte jedoch in der etwas geringeren HD-Aufzeichnung von 1.280 mal 720 Pixel und konnte sich auch durch die Verwendung des etwas angestaubten MJPG als Video-Codec nicht durchsetzen. 

Für die weitere Entwicklung spielte die D90 daher nicht die Rolle, die der Canon 5D Mark II zukam. Diese bot nämlich neben der hohen Videoauflösung durch die Nutzung des Vollformatsensors ein fotografisches Bild mit geringer Schärfentiefe, das man bis dato nur mit klassischen Kinofilm-Kameras erzeugen konnte. Diesen Vorsprung erhielt man zu einem vierstelligen Euro-Preis, der den Herstellern von Profi-Camcordern, welche fünfstellige Summen kosteten, die Tränen in die Augen trieb. Die Canon EOS 5D Mark II wurde daher zum Liebling von Independent-Filmern – und das trotz der Probleme, die etwa bei der Handhabung und Bedienung entstehen können.

Videoaufnahme mit SLRs
Die Nikon D90 war 2008 die erste SLR, die filmen konnte. Die wenig später präsentierte Canon EOS 5D Mark II nahm sogar Full-HD-Videos auf und löste damit den „Filmboom“ bei Fotokameras aus.

Lösungsvarianten

Walimex-Rig
Um eine SLR-Kamera so bedienen zu können wie einen professionellen Schulter-Camcorder, benötigt man ein Rig wie diese Walimex-Lösung. Mit Schulterstütze sowie Montagemöglichkeiten für Zubehör kann das ein großer Aufbau werden.

Speziell Spiegelreflexkameras sind aufgrund ihres Bauprinzips eigentlich nicht sonderlich für die Videoaufzeichnung geeignet. Ihr Spiegelsystem muss bereits für die Live-Sucherbild-Darstellung und dann die spätere Filmaufnahme hochgeklappt werden, sodass ihr optischer Sucher beim Filmen überhaupt nicht einsetzbar ist. Der hochgeklappte Spiegel blockiert auch das klassische Phasendetektions-Autofokussystem der Kamera, das damit nicht verwendet werden kann. Der Arbeitsablauf mit der Canon-5D sieht daher so aus: Der Fotograf schaltet per Tastendruck in den Live-Bild-Suchermodus (Spiegel hoch). Ist der Bildausschnitt gewählt, wechselt er in den normalen Suchermodus zurück und drückt den Auslöser halb, um die Schärfe per Autofokussystem einstellen zu lassen (Spiegel unten). Dann wird wieder zurück in den Livebild-Modus geschaltet (Spiegel hoch) und der eigentliche Videoauslöse-Knopf betätigt, um die Aufnahme zu starten.

Schnell machten sich daher die spiegellosen Systemkameras (CSCs) bei Filmern beliebt. Wie klassische Camcorder liefern sie nach dem Einschalten laufend ein elektronisches Sucherbild und können dabei per Kontrastmessung die Schärfe jederzeit nachjustieren. Zudem ist zum Beispiel das 16:9-Aufnahmenformat des Videos im Sucher darstellbar. 

Fokus-Peaking und Fokus-Sucherlupe sorgen für komfortable Hilfen, wenn der Filmer die Schärfe manuell steuern möchte. Da das System der Spiegellosen konsequent auf elektronischer Darstellung beruht, bieten sie auch für die Filmerei praktische Lösungen bei der Bedienung. Dazu gehören etwa große Schwenkmonitore, mit denen sich das Filmbild komfortabel kontrollieren lässt.

Gemäß einer Erhebung des amerikanischen Forschungsinstituts futuresolution (Quicklink: videoslrscscs) haben die SLRs mit Filmfähigkeit daher den Zenit ihrer Beliebtheit überschritten, da die Anwender verstärkt zu den spiegellosen Modellen greifen.

Nichtsdestotrotz haben die SLRs auch maßgeblich die Profi-Camcorder beeinflusst, denn sie haben mit ihren großen Bildsensoren dafür gesorgt, dass Sensorfläche zum vertretbaren Preis, manuelle Belichtungseinstellungen und vieles mehr inzwischen auch in bereits günstigere Camcorder-Lösungen eingeflossen sind. 

Gemeinsam mit den CSCs sind sie auch die Vorreiter der 4K-Welle, deren noch höhere Bildauflösung inzwischen auch von Foto-Kompaktkameras erreicht wird. Die Aufnahme von Full-HD-Filmen gilt dort schon fast schon als veralteter Standard.

Videoschnittprogramm
Sowohl für die Videos eines Camcorders als auch die Aufnahmen von filmenden Fotokameras gilt: Der Film entsteht grundsätzlich erst im Schnittprogramm, in dem die Szenen in die gewünschte Reihenfolge gebracht und auf eine sinnvolle Länge getrimmt werden.