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Lens Model - NIKKOR Z 180-600mm f/5.6-6.3 VR

Naturfreunde

Zoom-Brennweite heißt übersetzt: Sie erfasst gleichermaßen Bergketten, Porträts und ein scheues Reh. Eine Foto-Safari mit zwei NIKKOREN zeigt, wie weit man mit 24 bis 400 Millimetern kommt – und wie viel Vergnügen sie bringen. 

Glücklicherweise erlebt man selten ein Foto-Trauma wie: Whale Watching in Kanada gebucht, aber die Brennweite erfasst nur viel Wasser und eine Mini-Fluke. Meist genügen mittlere Werte zwischen 28 und 400 Millimetern, wie eine Statistik der eigenen Bildersammlung verraten dürfte (siehe Freeware ExifChart).

Dementsprechend packte die Redaktion für eine Foto-Safari zwei Objektive in den Rucksack: das NIKKOR Z 24–120 mm 1:4 S und das NIKKOR Z 100–400 mm 1:4,5–5,6 VR S. Ihr Gesamtgewicht von knapp zwei Kilogramm belastete auch während einer Tageswanderung kaum.

Ein Objektiv entfaltet sein ganzes Potenzial, wenn es von der richtigen Kamera ergänzt wird – in unserem Fall war es eine Nikon Z 8. Wie sich in der Praxis zeigte, brachte sie gewissermaßen den Tiger in der Technik zum Vorschein, wie Leserinnen und Leser nachfolgend erfahren.

Nikkor Z 24-120 mm 1:4 S

Nikkor Z 24-120 mm 1:4 S
  • Brennweite: 24 bis 120 mm (APS-C: 36 bis 180 mm)
  • Lichtstärke: 1:4
  • Für Sensorformat: KB + APS-C
  • Bajonett: Nikon Z
  • Größe: 84 × 118 mm
  • Gewicht: 630 Gramm
  • Preis (UVP): 929 Euro

Internet: www.nikon.de

Breit aufgestellt

Nikkor Z 24-120 mm 1:4 S
Einstellungen: Verschlusszeit 1/4.000 Sekunde, Blende f4, Lichtempfindlichkeit ISO 1.000, Brennweite 27 mm

Schön, wenn Vertrautes erhalten bleibt: Jemand, der seine ersten Gehversuche mit Analogkameras machte, ist darauf konditioniert, die Blende am Objektiv einzustellen. Das ist bei beiden Nikkoren am schmalen Ring möglich, der nah an der Kamera sitzt. Davor wartet der große Brennweitenring, das Endstück bildet der Fokus. Da auch bei 120 Millimetern ein schnelles Umgreifen möglich ist, bevorzugte der Redakteur die klassische Handhabung.

Man sollte meinen, dass der Fokusring still vor sich hinrostet, da Automatiken wie AF-C, AF-S, Personen-, Vogel- oder Flugzeugerkennung zuverlässig scharfstellen. Doch der traditionsbewusste Redakteur setzt den Schalter trotzdem gern von (A)utomatik zu (M)anuell. Die Gewohnheit rächt sich freilich in einem Sonderfall, wenn man die geniale Fokusfalle nutzen will (im Kameramenü unter „Fotoaufnahme – Automatisch erfassen“). Sie merkt, wenn ein Motiv in den vordefinierten Bereich tritt und löst selbstständig aus. Ein Tipp: Das tut sie nur, wenn statt manuellem Fokus eine Automatik wie AF-S oder AF-C eingestellt ist. 

Zudem übertrifft die 24-120-Millimeter-Brennweite die Grenzen eines Standard-Zooms, das oft bei 100 Millimetern endet. So lassen sich Tiere und Menschen porträtieren, ohne beiden auf die Pelle zu rücken. Ebenfalls nützlich erwies sich bei einem Umweg über den Botanischen Garten die Naheinstellgrenze von nur 35 Zentimetern, die prachtvolle Blütenfotos ermöglichte.

Die 24 Millimeter wiederum erfassen weitläufige Landschaften. Ihre Schärfentiefe ist bauartbedingt selbst bei Blende f4 ausgedehnt. Das ist erwünscht, um eine Bergwiese bis zu den Gipfeln dahinter scharf zu erfassen. Nur im Zoo wird sie problematisch: Gitter lassen sich so kaum ausblenden. Hier allerdings beweist das 100-400-Millimeter-Nikkor seine Stärken.

Nikkor Z 100–400 mm 1:4,5–5,6

  • Brennweite: 100-400 mm (KB)
  • Lichtstärke: 1:4,5-5,6
  • Für Sensorformat: KB/APS-C
  • Bajonett: Nikon Z (Vollformat und APS-C)
  • Größe: 98 × 222 mm
  • Gewicht:  1.355 g (ohne den Stativadapterring)
  • Preis (UVP): 2.999 Euro

Internet: www.nikon.de

Zoo-Zoom

Das NIKKOR Z 100–400 mm 1:4,5–5,6 VR S erzielt bei seiner Offenblende f4,5 wunderschöne Freistelleffekte (oder sogar mit f6,3, siehe Gehege-Hintergrund rechts oben). Sie machen das Objektiv perfekt für Tierparks, da sie Gitter oder Baugerüste verschwimmen oder verschwinden lassen. 

Erstaunlich ist zudem, wie nah man an Tiere heran darf. Neben Löwenzähnen in Großaufnahme ließen sich auch freilaufende Perlhühner festhalten, die zu Füßen der Besucher Verstecken spielten. Konkret beträgt die Naheinstellgrenze bei 100 Millimetern 0,75 Meter.

Während des ganzen Vormittags fotografierte der Redakteur ohne Stativ. Denn trotz des großen Brennweitenbereichs wiegt das Objektiv nur 1,35 Kilogramm und liegt außerdem gut ausbalanciert in der Hand. Zwar besitzt das Nikkor auch eine Stativschelle, um es stabil auf einem Dreibein unterzubringen. Aber man muss sich selbst bei 400 Millimetern kaum Gedanken um Verwackler machen: Der Nikon-Bildstabilisator (VR) kompensiert Verwackler bis zu 5,5 Blendenstufen. 

Das Zoom ist wie sein kurzbrennweitiger Bruder mit drei Objektivringen ausgestattet. Doch angesichts der Auszugslänge wählte der Fotograf eine Alternative und zirkelte zwischen den Rändelrädchen direkt an der Kamera, um Blende, ISO-Wert und Verschlusszeit zu wählen.

Dazu gesellte sich ein Extra, das Fortgeschrittene ins Zirkeltraining integrieren: Die L-Fn-Tasten. Gleich vier von ihnen sind auf der Linsenkonstruktion zu finden. Über Jahre hinweg schwankte der Redakteur, sie entweder mit seltenen oder gebräuchlichen Funktionen zu belegen. Nun erhielten sie logische und leicht zu merkende Vorgaben, die dem Gedächtnis entgegenkamen: Nachfolgend wechselte per Fingertipp die  Motiverkennung zwischen Vögeln, Tieren und Personen. Fahrzeuge und Flugzeuge wurden angesichts des Ausflugs in die Wildnis ausgenommen.

Äußerst hilfreich erwies sich hier wiederum die Fokusfalle, da ein Mensch nicht dauerhaft durch den Sucher starren will. Stattdessen übernahm die Nikon Z 8 diese Arbeit. Konkret ergab sich die Situation, dass die Tiger willkürlich zwischen Bambus umher trotteten. Nach einigen unscharfen oder abgeschnittenen Motiven aktivierte der Fotograf die Fokusfalle. Währenddessen erklärte ihm ein Knirps samt wildem Knurren, dass die Katze Elefanten zerreiße. Während die Erwachsenen sich die Szene schaudernd vorstellten, machte es „Klick“, und trotz allgemeiner Unaufmerksamkeit gelang ein schönes Tigerporträt.

Fazit

Letztlich erwiesen sich die 100 bis 400 Millimeter als maßgeschneidert für ein Zoo-Zoom, das natürlich auch beim Fußball-Zweikampf überzeugt. Denn es garantiert schlicht die beste Bildausbeute. Bei 24 bis 120 Millimetern wiederum will man den erweiterten Zoom-Bereich nicht missen. Ohne Objektivwechsel bereichert er das eigene Portfolio vom Nordseepanorama über Porträts bis zu Blumen am Wegesrand.