Nahe stehend

Würde Tom D. Jones dem Rezensenten eine Ohrfeige geben, hätte dieser Verständnis: Denn dass der Redakteur kritisiert, sich an zahllosen Löwen mit wehender Mähne sattgesehen zu haben, würdigt die Leistungen des Fotografen herab. Dieser besteht nicht nur darauf, Wildtiere in ihrer natürlichen Umgebung abzulichten, sondern auch mit kurzen Brennweiten. Das heißt: Er nähert sich ihnen oft bis auf wenige Meter, um lebendige und detailreiche Aufnahmen zu erhalten. Damit nicht genug, sind die Werke kraftvoll komponiert: Ein Giraffenballett oder eine liebevolle Elefantenkuh erwecken die Sehnsucht, sie mit eigenen Augen zu sehen. Ebenso verblüfft das Staubbad eines Elefanten, der wie ein Tiergott aus der Wolke hervorbricht. Dazu machen kurze Erläuterungen die Aufnahmesituation lebendig.

Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen kommen auf dem matten Papier schön nuanciert heraus. Trotzdem wird jemand, der die „Big Five“ Afrikas schon mehrfach im Regal stehen hat, auf ihre neuen Versionen verzichten. Alle anderen beschenken sich oder die Lieben mit einem Meisterwerk, das in der Tat laut Tom D. Jones „… eine gewisse Ruhe auslös[t]. Die Menschen bleiben stehen und denken einen Moment lang nach“.

Tom D. Jones: Wild und Frei. Kunth-Verlag 2023, 272 Seiten, Hardcover, ISBN 978 3 96965 149 0, Preis: 49,95 Euro