Eiserne Lady

Wie kann eine Fotografin ungehindert Treffen der „Nation of Islam“ oder des „Ku Klux Klan“ ablichten? Insbesondere wenn sie sich im einen Fall als Weiße unter Schwarzen und im anderen als Jüdin unter Antisemiten bewegt! Betrachtet man das Leben und Werk von Eve Arnold, lüftet sich der Schleier.

Das Vorwort des Bildbands „All about Eve“ hebt eine Eigenschaft Arnolds hervor: Wenn Menschen sie erstmals trafen, dann glaubten sie, eine sanfte, etwas scheue Frau zu sehen. Dieses Missverständnis dürfte ihr manche Türen geöffnet haben. Tatsächlich besaß sie einen eisernen Willen, der Michael Rand, künstlerischer Leiter des „Sunday Times Magazine“, bekennen ließ: „Ich glaube, ich habe mich vor ihr ziemlich geängstigt“.

Die legendäre Agentur „Magnum Photo“ hatte Arnolds Talent sofort erkannt. Sie war 1951 die erste Frau, die in dem bislang exklusiven Herrenclub aufgenommen wurde. Dem Vorwort des Buchs zufolge behandelten sie manche Mitglieder väterlich-herablassend. Eine Herausforderung, die sie hätte schultern können, indem sie alle männlichen Erwartungen übertrifft. Stattdessen machte sie sich ihre eigenen Stärken klar: dass sie wie eine Frau denkt und arbeitet. So gelang es ihr beispielsweise, jeder Umgebung mit offener Neugier zu begegnen, sodass natürlich wirkende Bilder entstanden. Daneben zeichnete sich Arnold durch ihre freundliche Sichtweise aus, die eine stets wache Intelligenz ergänzte. Diese einzigartige Verbindung begeistert durchgehend: ob man Arnold auf ihren Reisen durch die Sowjetunion, China oder Haiti begleitet oder sieht, wie sie sich Hollywood-Stars auf unnachahmliche Weise annähert.

All about Eve – The Photography of Eve Arnold. teNeues 2012, 216 Seiten, Hardcover, englisch, ISBN 978 3 8327 9641 9, Preis: 65 Euro