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Wege zum Profi, Teil 4

Studium

Wer Fotografie professionell betreibt, macht dies als Beruf oder aus Berufung. Er muss dafür weder mit einem Titel noch mit einem eigenen Studio prunken. Tatsächlich stehen jedem zahlreiche Wege offen, um die eigene Leidenschaft zu pflegen oder mit ihr sogar Geld zu verdienen. FOTOHITS zeigt sie auf. 

Ein alter Witz lautet: Wie begrüßt ein Berufsfotograf einen anderen? „Einmal Curry-Wurst mit Pommes, bitte!“ Soll heißen: Man könne von diesem Beruf nicht ohne Nebenjob etwa an einer Imbissbude leben. Tatsächlich ist die Entlohnung aber nicht so verzweifelnd. Laut einer Umfrage der Website www.fotoassistent.de aus dem Jahr 2015 können sogar die meisten Fotoassistenten von ihrer Arbeit leben.

Der richtige Einstieg gibt den weiteren Weg vor. Hier könnte man selbstbewusst vorpreschen und sagen: „Ich brauche keine Ausbildung.“ Schließlich ist die Berufsbezeichnung seit 2004 zulassungsfrei. Aber wie in Teil 1 dieser Serie erwähnt, ist Fotografen ohne anerkanntem Abschluss verboten, in einigen Revieren zu wildern. Auf der anderen Seite kann auch eine Überqualifizierung hinderlich sein. Um etwa in einem Fotostudio zu assistieren, ist kein Doktor in Kunstgeschichte erforderlich. Daher sollte man zuerst überlegen, wohin die Reise gehen soll:

  • Jeder Abschluss hat seine Vor- und Nachteile für das spätere Berufsfeld.
  • Wer auf allen Hochzeiten tanzen will, dem geht schnell die Puste aus. Oft ist es besser, sich zu spezialisieren, etwa auf die Produkt- oder Naturfotografie.

 

> Private Fotoschulen

Private Fotoschulen leben von ihren Studenten, daher liefern sie zwangsläufig maßgeschneiderte Ausbildungsgänge. Das ist insbesondere für einen Quereinsteiger vorteilhaft, der seinen bisherigen Beruf behalten will oder für eine Familie zu sorgen hat. Doch ist der Aufwand keinesfalls zu unterschätzen: Die Doppelbelastung kostet Zeit und Nerven, außerdem muss man pro Semester mit einigen hundert Euro Kosten rechnen.

Ist die Schule allerdings als „Berufsbildende Ergänzungsschule“ von der Staatlichen Schulbehörde anerkannt, ergeben sich zwei Vorteile: Förderung per BAFöG und ein Abschluss etwa als „Staatlich anerkannter Fotodesigner“. Fehlt die staatliche Anerkennung, vergeben die Schulen zwar eigene Diplome, auf die man aber nicht aufbauen kann. 

Ausgerichtet auf: Quereinsteiger, schnelle und konzentrierte Ausbildung

Abschluss: Diplom

Mögliches Ziel: Freier Fotodesigner

Tintin Jonsson (www.tintinjonsson.com)
Das Foto ist Teil der Abschlussarbeit von Tintin Jonsson (www.tintinjonsson.com), einer Absolventin des Berliner Lette Vereins. Dieser bildete auch berühmte Fotografen wie etwa Olaf Heine oder Martin Schoeller aus.

> Universität oder Kunsthochschule

Die Inhalte einer solchen Ausbildung bestimmt ein Student weitgehend selbst: Er könnte neben dem Kunststudium einige Fotokurse absolvieren, wie der legendäre Henri Cartier-Bresson die Augen mithilfe der Malerei schulen oder sich in den Licht- und Schattenwurf des Chiaroscuro vertiefen.

In der Freiheit sind Scheitern und Chancen enthalten: Schnell ist das Ziel aus den Augen verloren und man endet als studierender Taxifahrer. Andererseits bringen Impulse jenseits ausgetretener Pfade manchmal die besten beruflichen Entscheidungen.

Ausgerichtet auf: Vielseitig Interessierte mit Durchhaltevermögen

Abschluss: Diplom, Bachelor, Magister, Doktor, Professor

Mögliches Ziel: Vom künstlerischen Fotograf bis zum Kommunikationsdesigner

 

> Fachhochschule

Ein Hochschulstudium kann man nicht nur an einer Universität, sondern auch an einer Fachhochschule absolvieren. Am Ende steht ein anerkannter akademischer Grad, etwa „Master of Arts“ oder „Bachelor in  Kommunikationsdesign“. Ein sehr geradliniger Abschluss wäre etwa „Staatlich geprüfter Fotodesigner“. Das Teilwort „Design“ weist darauf hin, dass die Ergebnisse auch einen gewissen Gebrauchswert haben. Daher finden sich viele Absolventen in Agenturen, der Werbe- oder Industriefotografie wieder.

Für die Ausbildung mit Bachelor-Abschluss muss man zwei bis drei Jahre veranschlagen, die keinen Vollzeitjob daneben erlauben. Ein Diplomstudium dauert meist zwei bis drei Semester länger. 

Ausgerichtet auf: Zielgerichtete Studenten, fundierte Ausbildung

Abschluss: Diplom, Bachelor, Master 

Mögliches Ziel: Freier oder angestellter Fotograf in Bereichen wie Journalismus oder Mode

Lette Verein
Studenten des Lette Vereins präsentieren den Lehrkräften Achim Roscher, Sabine Schrün­der und Frank Schumacher ihre Portfolios.

> Lehre

Eine Lehre durchlaufen Assistenten, Freiberufler und alle, die ein eigenes Studio eröffnen wollen. Für die duale Ausbildung besucht man einen Hochschule und lernt bei einem Meister. Schulen sind beispielsweise die Johannes Gutenberg Schule in Heidelberg oder das Berufskolleg Kartäuserwall in Köln. Diese durchläuft man in der Regel in drei Jahren.

Neben fotografischen Kenntnissen lernt ein Lehrling, wie er einen Betrieb führt. Nach bestandener Gesellenprüfung darf er eine Meisterschule besuchen. Nach deren Abschluss ist er berechtigt, einen Handwerksbetrieb zu leiten. Ein Meister darf zudem selbst Lehrlinge ausbilden sowie Pass-, Hochzeits- oder Bewerbungsfotos verkaufen. Hier gibt es zwar zahlreiche Hintertürchen, aber der Meisterbrief erspart solche Halbheiten.

Ausgerichtet auf: Sicherheit, eine solide theoretische und praktische Ausbildung

Abschluss: Gesellenbrief, Meisterbrief

Mögliches Ziel: Ladengeschäft, Anstellung in einer Firma mit Fotostudio

Raymond Fruseth Gangstad
Wer ein eigenes Fotostudio aufmachen will, sollte bestenfalls eine Lehre absolviert haben. Bild: Raymond Fruseth Gangstad

Wer denkt, eine geradlinige Ausbildung sei Pflicht für eine erfolgreiche Karriere, der sei an Menschen erinnert, die erst auf Umwegen zu ihrem Broterwerb kamen: Playboy-Fotograf David Mecey wollte eigentlich mit der Kamera nur seine Genesungszeit in einem Krankenhaus  verkürzen. Sylvie Blum begann als Model für Helmut Newton, Jan Saudek und Günter Blum. Der Porträtfotograf Abe Frajndlich studierte zuerst Literatur, brach ein weiteres Studium ab und lernte dann eher zufällig den legendären Minor White kennen, der ihn unter seine Fittiche nahm.

Die Fotografie bietet erstaunlich viele Möglichkeiten, zum Profi aufzusteigen – dies können nur wenige Hobbys von sich sagen. Im Gegensatz etwa zur Malerei ist es vergleichsweise einfach, ein Werk zu schaffen, das bewundert und dann sogar verkauft wird. Was gibt es außerdem Besseres, als eine Leidenschaft zum Beruf zu machen? Auch wenn der Alltag eines Fotografen selten glamourös und voller schöner Models ist, kennt die Redaktion keinen Lichtbildner, der seinen Entschluss bereut hat.

Selbst für Spätberufene ist es nie zu spät. Die Erfahrungen, die sie bis zur endgültigen Berufswahl gesammelt haben, sind beispielsweise für den Umgang mit denjenigen vor der Kameralinse wertvoll. Die professionelle Porträtfotografin Gudrun Holde-Ortner (siehe Interview in FOTO HITS 5/2011) arbeitete als Kellnerin, Fabrikarbeiterin und Zeitungsreporterin. Sie sagte: „Aber in all diesen Berufen habe ich die Menschen kennengelernt, was mir sehr geholfen hat.“ 

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