Kolumne

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Generation iPad. Ich gehöre dazu.

Sicher ist Ihnen schon bei der Überschrift aufgefallen: total neu, voll geil, nie so gelesen. Diese Glosse hat jetzt einen anderen Drive. Ich will Sie nicht länger auf die Folter spannen, will Sie nicht weiter quälen.

Also im vorigen Jahrhundert war ich erst einmal Gammler. Dann zählten meine Erzeuger mich zur Generation der Blumenkinder. Das sah voll Scheiße aus. Fettige lange Haare plus verwelkte Nelke im Haar. Dann war erst einmal nix.

Über die Generation Golf kam ich dann in die Generation - diese wird aber „Gjenäräschen“ ausgesprochen - 1.0 Hätte ich auch nicht gedacht.

Danach kamen die Moorhühner und dann kam so ein Ding ins Haus. Genauer: Er kam zu Weihnachten. Weiß auch nicht, was sich die Königliche dabei dachte. Vermutlich wollte sie schauen, ob der Alte nicht schon zu senil ist, um mit den neuesten Trends umgehen zu können. Unterm Baum schlummerte ein iPad.

Toll. Damit war ich über die Feiertage voll mit Einschalten und Updaten dieses Erzeugnisses aus dem Hause Apfel beschäftigt. Denn erst einmal will so ein Teil gehegt und gepflegt sein. Dies bedeutet: Anschließen an die Apfelwunderwelt via PC. Ja, richtig. Ohne PC und dem Aufbringen der neuesten Apfelspalten-Software via PC geht mal nix. Somit war ich die nächsten Tage voll damit beschäftigt, das IPädchen per Apfel-Wunder-Kabel mit dem PC zu verbinden. Dann kannste nur noch zuschauen und warten. Gut, das warten lag an ISDN. So eine Verbindung ist der Tod größerer Datenmengen wie zum Beispiel das neueste Betriebssystem von diesem Blöd-Tablett. Warum die das Ding mit altem Betriebssystem verkaufen? Aber ich will nicht maulen. Über Tote soll man ja nicht Schlechtes sagen.

Für mich eben sehr, sehr wichtig: Bilder, Bilder Bilder. Dies bedarf, neben einer Digitalen, auch etwas, das Apfelspezialität genannt werden sollte. Ganz spezielle Verbindungskabel. Sonst kannste alles sofort vergessen. Aber ich wollte das Tablett, weil es ja ein Geschenk war, nicht gleich ins Korn werfen. Außerdem war Winter und da ist es mit dem Kornfeld eher mau. Also ab in die Stadt und zum Apfelhändler. Das sind Läden! Voll mit coolsten Menschen, die voll den Durchblick, sprich: mal total keine Ahnung haben. Aber geiles Design in der Bude. Ich habe dann einfach erst einmal das Erstehilfe-Kabelstecker-Verbindungsset für Kameras gekauft. Falls jemand auch überflüssige Apfelsteckerverbindungen hat: ich fahr nächste Woche zur Elektroschrottabgabestelle. Einfach kontakten über Facebook. Somit hatte sich dies ganze Procedere doch bis weit ins neue Jahr hineingezogen. Aber dann ging es total voll ab. Seit meine Kamera mit dem iPädchen kommuniziert, gibt es kein Halten mehr. Ich digitalisiere mal alles, was nicht bei Zwei weg ist und habe es dann im Nu auf dem Apfel-Tablett. Somit bin ich angekommen in der Generation iPad.

Bis letzte Woche war es aber nicht wirklich toll mit Bildern rumzupfuschen. An meinen Werken braucht nix bearbeitet zu werden. Diese sind perfekt. Aber man hätte ja schon gern so hier eine Falte, dort ein Fussel (auch Digitale stauben voll) weggemacht. Das ging nicht. Somit musste man sich mit Hipster und so'n Scheiß behelfen. Ich habe mir dann so'n App. gekauft. Pixtromatic. Puhh, erkenne die Bilder hinterher kaum wieder. Toll.

Hier einige pixtromatierte Werke. Diese fanden zwar schon Einzug in die großen Ausstellungen, beispielsweise hat die Volks- und Raiffeisenbank Much zwei dieser Werke im Zuge der Ausstellung, „Winter im Bergischen“ ausgestellt und angekauft. Aber ich selbst war damit nicht ganz zufrieden. Mir fehlte halt etwas. Trotzdem ein Genuss für alle Volks- und Raiffeisenbank-Kunden.


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Spuren im Schnee. Quadrophonie.
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Mein Freund der Baum, unter Schneelast später verreckt.

Aber was Gutes haben diese App. ja auch. Mann - also ich - kann diese trefflichen Bilder sofort bei der Gesichtsbuchgemeinde zeigen. Alle meine drei Folger sind süchtig nach diesen Bildern. Da vergeht halt kein Tag, an dem ich meinen Fans nicht etwas poste. Wenn ich das mal vergesse. Na, dann ist aber Druck im Kessel. Da sind meine Bewunderer wie rauschgiftsüchtige Kleinkriminelle. Da wird man sofort angestupst und aufgefordert, und zwar sofort da was zu teilen. Gut, ich teile gern. Besonders mit dem Heer meiner Bewunderer. Da lass ich mich nicht lumpen. Schon in der Nacht vorher zermartere ich mir das Hirn, womit ich der Bande wieder etwas Neues, nie Gesehenes, verabreichen kann. Aber kaum bin ich wach, küsst mich die Muse. Dann geht es noch vor Tau und Tag so richtig ab. Dann bekommen die was auf die Augen.


Eines muss man ja sagen: Ohne Apfel-Tablett und Apfel-Telefon kann ich nicht, nein will ich auch nicht mehr leben. Dazu kommt: Der Photo-Schrott [Schreibfehler, gemeint ist Fotoschopp, Anm. d. Red.] kommt jetzt auch für das iPädchen. Nur bis ich mir das leisten kann, ist schweinemäßig teuer, also nicht für lau zu haben, muss ich noch ein paar Abbilder des wahren Lebens bei der Raiffeisenbank aufhängen. Ich krieg dafür von denen immer nur 79 Cent pro Bild. Die meinen, für so'n App.-Bildermüll wäre das genug.

Von wegen App.-Bildermüll. Urteilen sie selbst. Aus meinen Zyklus: Bilder für Volks- und Raiffeisenbanken:

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Variationen über Palmwedel. Ich bin sicher, so etwas überrascht Sie schon. Sie müssten erst einmal die Originale in der Volks- und Raiffeisenbank Much sehen. Besonders wenn die Sonne durch die Oberlichter in die Bank fällt und meinen Werken eine ganz neue Aura vermittelt. Da kann kein Computermonitor mithalten. Die Formate sind immer 3,72 x 5,83 m. Überformate sind voll im Trend. Einer meiner Nachahmer versucht sich gerade wieder damit. Alter Plagiator. Eben einer aus der Düsseldorfer Schule.

 

Klaus-Dieter Jendrissek
Der Autor hat sein Honorar für die Opfer des Erdbebens in Japan gespendet.

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